Zwischen den Stühlen
Achim Freyer

Freitag, 5. Feber 2016, 18:30 Uhr
Es spricht: Ulrike Jakob

Ausstellungsdauer: 6. Feber – 16. März 2016

Künstlergespräch: Samstag 6. Feber, 18.30 Uhr

Auszug aus Interview mit PARNASS:
„Mit den Augen hören lernen“ | Achim Freyer im Gespräch"

(von Johannes Marksteiner)

 VORSPANN

Als „Bühnen-Zauberer“, dessen Theatervisionen mit malerischem Bilderreichtum berücken, wurde Achim Freyer 2015 mit dem Nestroypreis ausgezeichnet. Nach der Premiere des „Don Giovanni“ an der Wiener Volksoper im vergangenen Herbst zeigt das Linzer Musiktheater nun seine Neuinszenierung von Debussys Liebesdrama „Pelléas et Mélisande“. Die Entstehung der Produktion zeichnet die Schau „Auf den Punkt“ in der Galerie Brunnhofer nach, die Arbeiten von Achim Freyer und Moritz Nitsche zeigt. Parallel dazu präsentiert die Galerie Hrobsky unter dem Motto „Zwischen den Stühlen“ neue Malerei des Meisters.
Achim Freyer ist ein Universalkünstler besonderen Zuschnitts. Auf anachronistische Weise und mit einem geradezu monomanischen Gestus unterläuft er die hochgradige Spezialisierung des Kunstbetriebs und erschafft als Maler, Bühnen- und Kostümbildner, vor allem aber auch als Opernregisseur phantastische Erinnerungsräume, die alle Sinne auf verstörende Weise anrühren und überkommene Rezeptionsmuster kurzerhand auf den Kopf stellen.
Der 1934 in Berlin geborene Künstler wandte sich nach einer Ausbildung zum Grafiker und Maler früh dem Bühnenhandwerk zu. Als Meisterschüler Bert Brechts arbeitete er schon bald für Regiegrößen wie Ruth Berghaus oder Adolf Dresen, stieß jedoch in der DDR als Maler und Bühnenbildner Ende der Sechzigerjahre mit seinem vielzitierten Leitsatz „Die Störung der Ordnung ist Neuordnung“ auf vehementen Widerstand. Seine grundsätzliche Verweigerungshaltung änderte sich auch nach seiner Flucht in den Westen nicht. Mit innovativen Bühnenbildern, die sich nach und nach zu Inszenierungen verselbständigten, startete er nach 1972 eine fulminante Laufbahn.
Seine legendären Theaterwelten machten ihn in kurzer Zeit zu einem wesentlichen Vertreter des modernen Bildertheaters und führten ihn an die wesentlichen Sprechbühnen und Opernhäuser, wo er nicht nur Altbekanntes in ein neues Licht rückte, sondern auch wegweisende Ur- und Erstaufführungen etwa mit Maurizio Kagel, Philip Glass und Helmut Lachenmann realisierte. Als bildender Künstler war er 1977 und 1987 auf der Documenta vertreten, von 1976 – 2003 lehrte er an der Universität der Künste in Berlin. 1988 gründete er das „Freyer-Ensemble“, eine Theaterwerkstatt, der Schauspieler, Tänzer, Akrobaten, Musiker, Sänger, Regisseure und Bühnenbildner angehören, die mit experimentellen Arbeiten den Grenzbereich zwischen Schauspiel, Artistik, Tanz, Performance, Musik und Bild ausloten. 2011 öffnete das „Kunsthaus Achim Freyer“ seine Pforten, eine Gründerzeitvilla in Berlin-Lichterfelde, die der rastlose Allrounder zu einem Museum für seine rund 2000 Exponate umfassende Privatsammlung zeitgenössischer Kunst umgestaltet hat. Hier befindet sich auch sein Atelier, in dem wir den Künstler zu einem Gespräch über seine aktuelle Arbeit trafen.

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