Reinhard Wöllmer |Papierobjekte

Vernissage:  Mittwoch, 21. März 2018, 19.00 Uhr

Ausstellungsdauer: 22. März - 26. Mai 2018

Reinhard Wöllmer gehört zu den Künstlern, die sich von der klassischen Malerei entschieden entfernt haben. Auf dem Weg zur strukturellen Abstraktion bewegt er sich mit großer Affinität zum Material – Papier – vorwiegend im Bereich des Kreismotivs. Die Papierobjekte entstehen aus eingefärbtem Papiermaché, das ganz entgegen der gängigen Vorstellung vom Umgang mit Papier bildhauerisch bearbeitet wird. Das zu Scheiben gewalzte Papier treibt der Künstler wie ein Schmied überwiegend mit dem Hammer zu konvex-konkaven Formen. Die Farbe trägt Wöllmer nicht auf, sondern er stellt eine Papiermasse her, der er Pigmente beimischt, sie auswalzt, presst und wölbt und sie auf diese Weise zu Farbobjekten wandelt, auf denen sich Hell- und Dunkelwerte durch Schichtung, Wölbung und Tiefe ergeben.

Für den Betrachter ergibt sich daraus die Annäherung in unterschiedlichen Schritten. Das Systematische in Wöllmers Objekten wird ausbalanciert durch eine Betonung des Haptischen, des Handschriftlichen, das geometrische Formen umspielt und zitiert, aber größten Wert auf die Individualität des einzelnen Motivs/Segments legt.

Reinhard Wöllmer gelingt es, mit einfachen Mitteln komplexe Fragen an den Status des Bildes – Objektes zu stellen. Seine auf geometrische Grundformen reduzierten Papierobjekte und Schnittwerke reflektieren wahrnehmungstheoretische Bedingungen und beziehen aktiv den Betrachter mit ein. Wichtig ist hierbei eine ortsspezifische Beleuchtung. Beleuchtete und verschattete Partien in den Arbeiten wechseln je nach Tageszeit und Lichtregie. Die verschiedenen Schattenorte erweitern nicht nur die Arbeiten ins Räumliche, sondern auch deren Farbtonwirkung. Mal erscheint der Schatten als harte Kontur, als weich modulierende Fläche oder als tief wirkender Farbraum.

Bei Wöllmers jüngsten Arbeiten, den Farbraumreliefs, wird der Dialog von Farbe und Licht anders geführt. Hier setzt er Büttenpapiere ein, die hinter einander geschichtet sind und so Einblicke in das Dahinter ermöglichen.

Das Spiel mit aufgebrachten Farbflächen auf den rückseitigen Papierschichten reflektiert den Innenraum des Bildkörpers farbig. Farbiges Licht wird räumlich spürbar, als wenn man es greifen könnte. Licht wird fast haptisch. Je nach Menge und Richtung des Lichteinfalles entsteht ein subtiles Spiel, ein spannendes Erlebnis räumlicher Schichtungen, es entsteht ein Farbraumrelief. Raum wird in Wöllmers Werken nicht als gemalter illusionistischer Raum dargestellt, sondern als tatsächlicher Raum unmittelbar erfahrbar.

Auszug aus: Antje Buchwald: Reinhard Wöllmer. Von minimalen Räumen In: Schwarz Auf Weiß.

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